Familientradition

Früh morgens verlasse ich das Haus und schwinge mich auf mein Fahrrad. Ich komme an einem Maisfeld vorbei, nehme die Kurve und fahre an den Häusern der Nachbarsfamilie vorbei…

Häusern? Ja! Hier im Luo-Land (Luo ist der zweitgrößte Stamm in Kenia) baut man nicht ein großes Haus wie in Europa sondern viele kleinere Häuser auf ein und dasselbe Grundstück. Der Vater baut sein Haus gegenüber dem Eingangstor. Der erstgeborene Sohn baut nun, wenn er alt genug ist, seine Hütte zum Tor hin versetzt auf die rechte Seite des Vaters. Der zweitgeborene ihm gegenüber, der drittgeborene rechts neben den erstgeborenen, der vierte Sohn ihm Gegenüber (und so weiter). Wenn nun ein Mann mehrere Frauen hat, kommt für jede der Frauen ein Haus hinzu. So füllen sich die Grundstücke mit den hier typischen Strohgedeckten Lehmhütten. Denn eine Familie mit sechs und mehr Kindern ist keine Ausnahme sondern eher die Regel. Nachdem die Söhne nun ihre Hütten gebaut haben, können sie ihr eigenes Land suchen und setzen so die Tradition des Vaters fort. Das bedeutet, dass die Söhne in der Regel im Dorf bleiben während die Töchter außerhalb heiraten und zu ihrem Mann ziehen. Dieser muss aus einem anderen Dorf kommen, denn so gebietet es die Tradition.

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